eiskalte welten

ein abend zu liebreiz, jahrhundertleistung und größenwahn der trans-alaska-pipeline zwischen prudhoe bay und port valdez

In den 1970er erbaut zählt die Trans-Alaska-Pipeline zu den wichtigsten Öl-Autobahnen der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie verbindet die Ölfelder des Alaskan North Slope mit dem eisfreien Hafen in Valdez im Süden des Landes. 900.000 Barrels Öl pro Tag werden dort seit 1977 durchschnittlich gefördert. Zu Spitzenzeiten waren es mehr als 2 Millionen.

Die Trans-Alaska-Pipeline misst 1,22 m Durchmesser und etwa 1.300 km Länge. Sie führt zu 90% durch hochwertiges Naturschutzgebiet. Die Pipeline selbst gilt als ingenieurtechnische Meisterleistung, gerade da sie unter widrigsten klimatischen Bedingungen immer wieder bestehen muss: Temperaturunterschiede von bis 100° C, monatelang anhaltende Waldbrände, Erdbeben und Permafrostboden.

Die Erschließung der Ölfelder, der Bau der Pipeline und des zur Erschließung des North Slope erforderlichen Dalton Highways galten einem Kraftakt. In einer Landschaft von eindrucksvoller Unberührtheit und Schönheit stellt die Pipeline einen brutalen Eingriff dar und doch bildet sie eine ungemeine Ästhetik, ja Archaik aus.

Ölförderung ist in Alaska in jeder Hinsicht relevant. Sie stellt 20% der Wirtschaftskraft, 85% der Steuereinnahmen, beschäftigt 12% der Erwerbstätigen und ist Hauptarbeitgeber der 75.000 indigenen Eskimos.

Während die Ölvorkommnisse weltweit unbestritten schrumpfen, werden die Schätzungen über die Förderpotentiale entlang der Nordküste Alaskas jährlich korrigiert. – Nach oben! Der North Slope ist längst auch ein Experimentier- und Spielfeld für wissbegierige, ambitionierte Ingenieure, die durch immer neuere Technologien Effizienz und Produktivität der Förderung Jahr um Jahr steigern.

Ölförderung ist die wichtigste Karte, auf die der Bundesstaat Alaska im Hinblick auf seine zukünftige Entwicklung setzt. Man könnte dann zumindest meinen, dies alles liege im öffentlichen Interesse. Die Pipeline, der Dalton Highway, das Land drumherum sind de facto aber privat. Sie gehören mit ConocoPhilipps und BP Exploration Inc. den einflussreichsten Ölkonzernen der Welt.

Wer sich der Trans-Alaska-Pipeline kommt nicht umhin, vor Begeisterung innezuhalten und vor Entsetzen zu erstarren. Liebreiz und Größenwahn liegen wie immer nahe beieinander.  Dieser Abend erzählt davon.