Liebe CSU Bayreuth: Das meinen wir dazu

Kultur als Bedürfnis. Stimmt.
Anmerkungen zum Antrag der CSU BAYREUTH vom 12.3.2014.

Wir sind uns ja einig, kulturelle Orte sind ein Bedürfnis, ein grundlegendes. Allerdings ist die Forderung, dass das Haus der Kämmereigasse 9 ½ als eine sozusagen organische Kombination aus öffentlicher Toilette und Gastronomie dem Historischen Museum angeschlossen werden soll, falsch gedacht. Um „Belebung und Attraktivierung“ des Innenhofs soll es gehen. Lebendiger Kunst und Kultur einen Raum geben, das kann das Forum Phoinix seit Jahren. Der Antrag an die Oberbürgermeisterin zeigt es vor allem wieder, dass mit den Betroffenen, in unserem Falle mit Künstler_innen, Kulturschaffenden und jenen Ehrenamtlichen, die die interessanten Kulturangebote schaffen, die für eine lebendige Kulturszene sorgen, nicht gesprochen wird.

Natürlich erscheint auch der zeitliche Aspekt interessant. Warum wird dieser Antrag exakt einen Tag vor der Vorstellung der CSU-Initiative ”Kaufhaus Loehr” und ”Reichshof-Kino” abgeschickt? Gibt es da eventuellen einen kommerziell gedachten Zusammenhang, da, wie man weiss, hinter beiden kommerz-kulturellen Konzepten (Loher, Reichshof) maßgebliche Herren der CSU-Stadtrats-Fraktion stecken? Nur eine Mutmaßung – vielleicht eine Unterstellung. Aber der Termin des Antrags vom 12.3. ist mit Sicherheit wohlüberlegt und stimmt nachdenklich.

Trotzdem: Wir – das Forum Phoinix und die Sübkültür – schaffen durch unsere Plattform ein Gesprächsangebot. Und stellen mit Bedauern fest, dass die Interessen an einer lebendigen Stadt den kurzfristigen politischen Projekten anheimfallen. Es geht eben nicht um die städtischen Möglichkeiten, die man gemeinsam schaffen könnte. Es geht wohl um Stammtisch-Hoheit, Hinterzimmer-Mauschelei und Abschottung gegenüber den „gemeinen” Bürgern. Das ist leider nichts Neues, aber die Hoffnung, auf einen Dialog lassen wir uns nicht nehmen.

Eins noch: Die Definition von Museen über Gastronomie ist schon im Kunstmuseum bedenklich. Die Arbeit von Kunst und Künstler_innen sollte ernst genommen und als Chance begriffen werden, nicht als Vor-Den-Klößen, auch wenn das der „Genussregion“ vielleicht entgegen käme. Das spricht keineswegs für einen genussfeindlichen, ernsthaften Musentempel. Im Gegenteil: Gegenvorschläge zur Verbindung der beiden Häuser liefern wir gerne – mit einem Kunsthaus als Partner, im regen Austausch mit, beispielsweise, der Sammlung des Historischen Museums. Im Juni zeigt das Forum Phoinix eine Ausstellung: „1914 in 14 Objekten erzählt“, Vernissage ist am 3.6.. Besser könnte ein Dialog nicht ausschauen. Im Phoinix wird gearbeitet für die Kultur. Den angesprochenen gut dotierten Dornröschenschlaf kann man sich hier nicht leisten.
Heißt auch: Man ist wach. Wir bleiben wach – sehr wach!

PS. Lieber Herr Specht, wenn Sie nun in einem Facebook-Post auf unserer Sübkültür-FB-Seite sagen, dass natürlich adäquate Möglichkeiten / Räumlichkeiten für uns geschaffen werden müssen, dann klingt das sehr nach schneller Zurückrüderei – zumal davon in Ihrem Antrag kein einziges Wort zu lesen ist. Und dass das Erdgeschoss zur Gastronomie inkl. öffentlicher Bedürfnisanstalt umgebaut werden könne und wir uns dann  in die Räume des 1. und 2. Stocks zurückziehen dürfen, stellt sich erstens die Frage, ob es uns dann so wie dem Kunstmuseum ergeht – im versteckten Schatten der alles verdrängenden (Oskar-) Gastronomie ein kümmerliches Dasein fristen – oder ob wir mit ständig wechselnden Gastronomen und zwischenzeitlichen Leerständen zu kämpfen haben, da sich diese Gastronomie voraussichtlich nicht tragen wird. Viele Fragen bleiben: Haben Sie Ihren Antrag wirklich wohl durchdacht, steckt irgendein politisches, kommerzielles oder eigennützliches Kalkül dahinter oder ist für Ihre Fraktion Kultur gleichbedeutend mit Stammtisch- und Biergarten-Kultur? Wir freuen uns auf Antworten und einen befruchtenden Dialog. Und ”Schaum vor dem Mund” können wir bei uns nicht entdecken – Tollwut findet bekanntlich in München als Festival statt.

Forum Phoinix e.V. & Kültürklüb e.V.

Der Vollständigkeit halber: Der Beitrag im Nordbayerischen Kurier am 13.03.2014

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