Wie es sich für eine Wagner-Drohne gehört: Nachhall in Walhall.

Das hätte etwas werden können: Die Hansestadt schraubt an der Wagner-Drohne. Die düsteren Klangteppiche, die immer wieder unerwartet von hellen Elektroblitzen durchzuckt  wurden, fegen das gesamte Publikum auf die Straße, die Drohne stürzt ab und kein guter Hirte – egal aus welcher der bekannten Parallelwelten er auch angefordert wird – kann das Inferno reparieren, weil Erwartungshaltung und rigorose Aufführungspraxis den Takt nicht finden und sich Erwartungshaltung dann lieber dem entspannten Getränkegenuss hingibt. Und die Hansestadt Bayreuth verhallt im Raum und in der Ewigkeit.

Was dann aber passierte, war grandios. So grandios, dass die Hansestädter Energieballungen mit nach Hause nahmen UND WEITER MACHEN (MÜSSEN). Zu laut zirkulierte die jüngste Vergangenheit der hansestädtischen Auftrittserfahrungen im Phoinix und brachte Endgültiges und Entschlossenes zum eruptiven Ausbruch. Die 3 abkömmlichen Hansestädter WOLLEN ES WISSEN. Jetzt und heute.

Und so geschieht es. Die Drohne fliegt, der gute Hirte flucht … und eine vollgestopfe Sübkültür am Dienstag bebt. Scottie Hanse beamt das Publikum up. Eine Entführung in das Universum des Gesamtkunstwerks, das immer auch ewige Baustelle ist, das Bayreuth, Brutstätte der Helden, ist. Heute: Bayreuth Downtown als ob es kein Morgen in der Provinz gibt. Sondern ein Aufwachen im Melting Pot. Ein Abreiten auf einem Frisbee. Ein Lollipop als geschmiedetes Eisen, das niebelungen ist.

Oder so: Das schreibt die Hansestadt in ihrem Blog: ”Ab da war alles möglich: Das Tannhäuser Tor, echte Nibelungenzitate, falsche Nibelungenzitate, wildes gefrickel, froschgeknarze, HIM, WurstMorde, die Hülle und Fülle ist gar schwerlich zu fassen. Und das war erst die erste Hälfte! Knapp eine DreiviertelStunde Action war da ins Land gegangen, und niemand hatte den Saal, von Hopfennotwendigkeiten abgesehen, verlassen. Ein geiles Publikum für eine geile Show.”
(Die ganze Dröhnung Selbstreszension gibt es hier:
im HANSESTADT BAYREUTH-BLOG)

Die Wagner-Drohne / Der gute Hirte war der 2. und 3. Akt des 3 Tage vorher stattgefundenen 1. Aktes Im Foyer des Audimax der Uni Bayreuth. Da waren die Hansestädter doch sehr mit den suboptimalen Bedingungen der Startrampe beschäftigt. Da wollte noch nichts so richtig fliegen. Eine mehr als optimale Ausgangssituation, um im 2. und 3. Akt ALLES ODER NICHTS zu spielen. Die Drohne hob ab! Der Hirte machte das Licht aus. Im Alles gibt es Sterne.

Knut Holtsträter (seines Zeichens Hanseat) hat sich auf seinem ureigenen Blog auch über die sübkültürellen Geschehnisse geäußert. Und das, was er da so geschrieben hat, ist schon mal echt knorkös: ”Nach der nicht ganz geglückten Performance-Situation auf dem “Campus erleben” drei Tage vorher war mir (und den anderen wohl auch) klar, dass die Sübkültür am 23. Juli voll auf die Zwölf hauen sollte. Wir hatten sogar das Event kurze Zeit mit “ab 18″ deklariert, letztlich ist uns aber nichts richtig Jugendgefährdendes eingefallen, bei dem wir uns alle nicht total blamiert hätten, deswegen hat sich die Idee bis zum Abend wieder ausgeschlichen. Zum ersten Mal war geplant, die Sache als ein richtiges Konzert (mit festen Zeiten, evtl. Stückeinteilungen, und Pause) anzugehen, damit das Publikum weiß, wann es klatschen darf bzw. gehen und wann nicht.
(Der gesamte Text von Knut Holtsträter:
hier im WELLENBECKEN)

Das Wort der Sübkültür zu den Geschehnissen: Hansestadt Bayreuths performative Sound-Eskalation  ist der Soundtrack, der üns wie ein maßgeschneiderter Frack passt. Wider dem Spagat. Pflugscharen zu Feuerschwertern. Ohne Grenzen keine Freiheit. PROKLAMATION: Exkursionen in Grenzräume. Das ist’s.