Fünfzig Jahre SÜBKÜLTÜR: Der Kurier fragte und wir antworten, so.

Der Nordbayerische Kurier schickte uns am Wochenende eine E-Mail mit folgendem Inhalt:

Zum 1. Gebürtstag der Sübkültür würden wir gerne etwas auf der kommenden Popkultur-Seite am Dienstag, 27.05. machen.
Ein Jahr, also 12 Monate, steht der Dienstag schon im Zeichen der Sübkültür, wir fragen Sie:
– 12 Dinge/ Events des vergangenen Jahres, die mich gefreut/geärgert haben
– 12 Dinge/ Events, die ich mir im kommenden Jahr für die Sübkültür wünsche
Damit soll einerseits ein Résumé über das erste Jahr der Sübkültür, andererseits ein Blick auf das kommende Jahr und damit kommende Projekte enstehen.

und wir antworteten so:

Fünfzig Jahre Sübkültür.

Eine Korrektur gleich zu Beginn: Wir feiern fünfzig Jahre Sübkültür. „Eins“ schreibt man schließlich nicht mit „ü“. Sie fragen uns nach zwölf erhebenden Erlebnissen seit unserer Gründung, und nach solchen, die uns geärgert, auf- und angeregt also, haben. Da gibt es einige. Und zwölf zükünftige Dinge, eine Vor-Schein auf die nächsten fünfzig Jahre, sozusagen. Und Ereignisse, die bevorstehen.

Fangen wir also an: Freude/Ärger aus den letzten 12 Monaten

 Freude #1: Unsere Freude über die wunderbare Zusammenarbeit im Klüb als Verein, mit Kulturschaffenden, um uns und unseren Mitgliedern jeden Dienstag, komme Regen oder Fußball, ein schönen, aufregenden und gedankenanregenden Abend in unserem Dienstagsklüb zu bescheren, ist kaum zu beschreiben.

 Freude #2: Unser stetig wachsenden Netzwerke. Die Zusammenarbeit mit unseren Freundinnen und Freunden von der Schoko, vom Kontrast Filmfest, vom Iwalewahaus, vom LiteraturCafé, vom Forum Phoinix, vom SalonKino, von der Universität Bayreuth und vielen mehr.

Freude #3: Fächerübergreifende Nachwuchsarbeit: Die jungen Künstler_innen präsentieren zu können: Die Lesebühne, die Müsik, die Kunstausstellungen und Performances, die am Anfang stehen…

 Freude #4: Den Vize-Intendanten der Bamberger Symphoniker, C. Schmölder, die Familie Steingräber, Vertreter_innen der Stadt Bayreuth, die kültürpolitisch interessierten Mitstreiter_innen, die Kunst- und Kulturvereine sowie die Künstler_innen in einem prall gefüllten Raum beisammen zu haben, die sich darüber unterhalten, was Kulturpolitik leisten muss …

 Freude #5: …. und der Nachhall, den diese stadtkulturpolitische Intervention bewirkte, die folgenden Diskussionen über den Lebenswert unserer Stadt und die Solidarisierung von zigtausenden Freunden und Freundinnen (wenn man den Share- und Like-Zahlen von Facebook Glauben schenkt), die unsere Ideen und unsere Vorstellungen unterstützen und mit uns kämpfen werden.

 Ärger #1: Das parteipolitische Spielen mit kulturellen Grundbedürfnissen der Bürger_innen dieser Stadt und die Verteilungsspielchen um Geld, Grund und Boden.  Wir brauchen Orte wie die Sübkültür auch langfristig.

 Ärger #2: Die unsicheren Verhältnisse für Kulturschaffende, speziell jener, die neue Ideen jenseits der institutionalisierten Etablierten einbringen. Es muss sicher sein, dass die Mitte der Stadt den großen Fragen & den Räumen für sie zur Verfügung steht: Wie wollen wir leben?

 Freude #6: Das Diskutieren und Anecken über das, was Kunst ist und sein kann, zu fördern – wie in den von uns und von Forum Phoinix kuratierten Ausstellungen.

 Freude #7: Dass uns Menschen aus anderen Städten fragen: Kann ich mal bei Euch auftreten? Ihr seid doch der Laden mit dem Umlaut …

 Freude #8: Alte Bekannte und große Köpfe in ünserer bescheidenen Hütte begrüßen zu können. Zum Beispiel unser Ehrenmitglied, Stadtschreiber Volker Strübing, den phantastischen James Harris, die Laborkünstler von Hansestadt Bayreuth, den großartigen und Rathaus-illuminierenden Videokünstler Philip Geist, Farin Urlaubs Schlagzeugmaschine Rachel Rep, preiseüberschüttete Literaten wie Ron Winkler, Wagnerscheune bespielende Mitwirkende von vor, auf und hinter der Bühne, die Herren und Damen Professoren und Dozenten der Universitäten Bayreuth, Hof, Tübingen uns sonstwo sowie so manche Durchreisende, die dienstags freudig bei uns strandeten und beim nächsten Stadtbesuch wiederkamen.

 Freude #9: Das schwarze Konfetti in der Kunstmaschine von Micha Krenz als Faschingskontrast.

 Ärger #3: Diese ständige Unsicherheit, ob wir morgen die Kämmereigasse 9 ½ aufgeben und Klos weichen müssen. Dass wir deswegen keine kleinen und großen Reparaturen (brrrr, die Heizung z. B.) machen können, weil wer will schon das wenige und privat von den Mitgliedern gespendete Geld aus dem Fenster werfen.

 Freude #10: Kunst von weither, die unsere Bayreuther Hirne und Bäuche durchlüftet und Seelchen in den Wind hänt, wie die großartigen Künstler_innen der Young Berlin Artist-Ausstellung Open Faces, das Konzert und die Performance der Dresdner Veronika Schneider & Fishy Fingers, die Hektiker mit ihrer Wild Life-Fotografie, die zarten Bildinszenierungen der Kölner Künstlerin Jennifer Braun, die starken Portraits von Rachel Marsden aus Australien, die stillen Momente der Japanerin Aki Suzuki oder die Lebendigkeit of the World Loudest Library von Raphael Kariuki aus Nairobi.

Ärger #4: Dass wir uns überhaupt ärgern müssen.

 Freude #11: Das bezückend schöne Konzert von Steffen Kraft in der sübkültür. Die Vorfreude, wenn zu Beginn unserer leisen Konzerte alle still werden. Die wunderbare Musik von Capote, Kae Sun, Mari Nakamura, King Sorella, Ginger Redcliff, Cosmic Demage Project, Jens Südkamp und bald William’s Orbit, die unser Wohnzimmer so toll und unplugged bespiel(t)en.

 Freude #12: Das wir so viele Mitstreiter_innen im Verein begrüßen können, stetig mehr, die mitdenken, mitschuften, mitinszenieren, mitstreiten und unsere Kleinstbühne mit Leben füllen. Die Initiativen, die in ünserer Hütte zusammenkommen, wie die Programmkino-Initiative, die ProsaProsa-Vorlesekünstler, die 1. Bayreuther Lesebühne, die Hansestadt-Kooperationen, die Kollaboration mit Schoko und Glashaus und Freude über all das, was gerade und zükünftig im Entstehen ist.

Ausblick, Vor-Schein und Visionen:

#1 Heute Abend: Ein Fest. Mit Zimmerkonzert mal 2 mit Rany & Berge und viele guten Wünschen

 #2:Wir bleiben dran am Manifest. Wir haben formuliert, „was wir hier wollen!“ – das steht und ist uns Arbeitsauftrag. Wir wollen und machen unsere Stadt lebenswert für alle.

 #3: Mehr Beheimatungskatalysatoren wie uns und noch mehr Vernetzung – eine Einladung an alle, die in Bayreuth Kunst und Kultur treiben.

 #4: Viele junge Talente, die bei uns einen Raum für Experimente bekommen.

 #5: Alte Freunde in unserer guten Stube: Am 3.6. begrüßen Kae Sun mit seinem neuen Projekt „Oceans Apart“. Das in Bayreuth als Idee geboren wurde und nun zurückkommt.

 #6: Geschichtsarbeit, wie sie sein sollte: Wir haben die Abteilung Geschichtspädagogik der Schoko bei uns zu Gast – mit der Ausstellung „1914 in 14 Objekten“, die von Ende Juli bis Mitte August 2014 zu erleben sein wird und Objekte und Geschichten von Bayreuther_innen zum Großen ersten Krieg zeigt.

 #7: Ein komischer Abend über die Kulturgeschichte der Firmenhymnen – am 10.6. mit MC Orgelmüller, Kulturwissenschaftler.

 #8: Der erste richtig, richtig internationale Stadtschreiber Bayreuths, Tom Odhiambo, wird im Juni bei uns zu sehen sein. Wir informieren!

 #9: Die Weidener Newcomer-Band mit erster Plattenveröffentlichung William’s Orbit, bei uns exklusiv und unplugged am 15.07.

#10: Der Besuch des Berliner Künstlers Steffen Kasparavicius und seinen Trash-Art-Objekt-Installationen für einen (Dienstag) Abend.

 #11: SÜBKÜLTÜR am Dienstag als open space, open place und open stage für alle, die eine Bühne brauchen und Sachen machen, die Lachen machen, Nachdenken machen, Diskussionen und Dispute machen.

 #12: Ein blühendes Künstlerhaus im Herzen der Stadt. Ein Traum? Noch.

Fußnote:
Unser Soundtrack für heute Abend: Mutter: „Die Erde ist der schönste Platz im All“. Ist er, immerdienstags.

Hier findet ihr den Online-Artikel, den der Herr Kurier auf Grundlage dieser Antworten komponiert hat:
ONLINE-ARTIKEL DES NORDBAYERISCHER KURIER: Intervention in die Stadtkultur