Lesestoff für den Lockdown

Eine Zeit ohne Sübkültür ist keine schöne Zeit – und dies ist nur eine der Freiheiten, die uns in den kommenden Wochen fehlen werden. Aber damit ihr nicht ganz auf sübkültürellen Input verzichten müsst, haben wir für euch diese Leseliste mit ganz persönlichen Lieblingen zusammengestellt. Bücher, die einen auf andere, neue Gedanken bringen oder in manchem Fall einfach nur verdammt viel Spaß machen. Wir hoffen, dass für jede und jeden von euch etwas dabei ist. Bis hoffentlich bald – euer Süb-Team!  

17 SCHÖNE DINGE

MANUEL GONZALES: THE REGIONAL OFFICE IS UNDER ATTACK! 

Eine geheime Organisation weiblicher Superagenten, die von Orakeln und einer Frau mit bionischer Hand geführt werden, schützt die Welt vor den Mächten der Dunkelheit: imperialistischen Außerirdischen, Crack-Häusern voller Werwölfe, einem Grundschullehrer mit einer chemischen Verbindung, mit der er die Welt dominieren wird, und vielem mehr. Aber wenn diese Organisation angegriffen wird, wird dann auch die Welt untergehen? Dieses Buch beantwortet diese Frage mit viel Action, Absurdität und Humor. Und am Ende der Welt brauchen wir so viel Humor wie möglich! – Ashley

DOUGLAS ADAMS: A HITCHHIKER’S GUIDE TO THE GALAXY

Also ehrlich – was ist schon ein Corona-Virus gegen die völlige Zerstörung der Erde aufgrund des Baus einer galaktischen Hyperraum-Expressroute? Verglichen mit Arthur Dents Problemen scheint unsere Lage geradezu komfortabel, weswegen es Spaß machen sollte, die fünf Band umfassende Hitchhiker-Trilogie mal wieder aus dem Bücherregal zu holen. Doch neben Spaß hat die Buchreihe auch jede Menge überlebenswichtige Tipps auf Lager: Vermeide um jeden Preis vogonische Poesie, vergiss nie dein Handtuch und – der wichtigste, von dem wir uns gerade jetzt jede Menge Scheiben abschneiden können – „Don’t panic!“ – Matthias

RYSZARD KAPUŚCIŃSKI: AFRIKANISCHES FIEBER

Wenn man schon zu Hause bleibt: In diesem Buch – wie in vielen anderen Werken Kapuścińskis – erleben wir die vielschichtige bunte Welt des afrikanischen Kontinents. Kapściński schreibt über politische Umwälzungen, aber auch seine Begegnungen mit Menschen. Eine wunderbare Gelegenheit ohne große Kosten auf eine spannende Reise zu gehen. – Margo

WALTER MOERS: DIE 13 ½ LEBEN DES KÄPT‘N BLAUBÄR.

Der Lügen erzählende Blaubär erzählt wie er 13 ½ Mal dem Tode nur knapp entronnen ist, wobei er als großer Star in einem seiner Leben den Tron der Lügenbarone besteigen kann. Alle Geschichten sind so lebhaft beschrieben, dass man als Leser an deren Wahrheit nicht zweifeln kann. Mit hübschen Zeichnungen von Moers selbst. – Cata

WOLF ERLBRUCH: ENTE, TOD UND TULPE

Ente Tod und Tulpe ist als Geschenk meiner Kusine zu mir gelangt und begleitet mich schon seit einigen Jahren und auch Umzügen, in denen viele andere Bücher weggekommen sind. Warum es immer noch im Regal wohnen darf ist offensichtlich. Außer den schönen Bildern hat es eine sehr poetische Herangehensweise an das Thema Tod. Ob es auch kindgerecht ist, kann ich dabei leider nicht beurteilen. – Simone

JANE AUSTEN & SETH GRAHAME-SMITH: PRIDE AND PREJUDICE AND ZOMBIES

Jane Austen gone wild! Man nehme das klassische Setting der Bennett-Schwestern und gebe einen ordentlichen Schuss Zombie-Fiction hinzu – fertig ist „Pride and Prejudice and Zombies“. Elisabeth Bennett ist und bleibt die Heldin der Geschichte, unabhängig, klug und mit einer soliden Nahkampf-Ausbildung. Sie verliebt sich, kämpft gegen Zombiehorden, es gibt Irrungen und Wirrungen und schließlich natürlich ein Happy End. And they lived happily ever after, wenn auch mit der drohenden Zombieapokalypse im Nacken. Man muss diese Mischung aus Love, Gore und sinnloser Gewalt, erzählt im besten Austenschen Stil, einfach lieben! – Annett

LUDWIG TIECK: DER GESTIEFELTE KATER

Wenn es um Bücher geht, habe ich einen Tick. Wenn ich ein Buch kaufe, ist das entweder klein und gelb oder klein und rot. Angefangen hat es mit den kleinen roten Büchern. Als ich mich in der Oberstufe für das Abiturfach Französisch entschied, machte ich es mir zur Aufgabe in den letzten beiden Schuljahren ausschließlich eben diese kleinen roten Bücher zu lesen.
Gesagt getan. Doch dann bin ich davon nicht mehr losgekommen. Nur das Farbspektrum wurde erweitert: jetzt las ich eben auch kleine gelbe Bücher…Das geht nun seit zwölf Jahren so.
Es war bis jetzt immer praktisch: platzsparend und leicht überall hin mitzunehmen und i.d.R. nicht so dick und daher auch mit wenig Zeit gut durchzulesen – Vorteile, die im Corona-Fall ausfallen.
Das Buch, das mich aus dem Bücherstapel tatsächlich immer wieder amüsiert ist „Der gestiefelte Kater“ von Ludwig Tieck: ein Schauspiel eines missglückten Theaterabend mit – wie es auf dem Buchrücken trefflich heißt – „Tiefsinn und Unsinn“. Unsinn braucht man im Lockdown. Die Theater haben zu, da ist ein Schauspiel auch hervorragend. Nur allzu lange darf der Lockdown nicht dauern… – Lene

ROBERT LEVINE: EINE LANDKARTE DER ZEIT. WIE KULTUREN MIT ZEIT UMGEHEN.

Gerade, weil wir jetzt in diesen Tagen andere Zeitwahrnehmungen haben könnten und die eigene Zeitwahrnehmung wieder entdecken können. Zumindest ab 18 Uhr, wenn die vertrauten Ablenkungseinrichtungen geschossen sind. Kapitelüberschriften: „Uhrzeitkulturen und Ereigniszeitkulturen.“ Die ersteren ordnen die Ereignisse in die Uhrzeiten ein, die Ereigniskulturen brauchen keine Uhren. Dann der dritte Teil des Buches: „Schnell, Langsam und die Qualitäten Lebens.“ Wo ist das Lebenstempo am Höchsten? 31 Länder im Vergleich…. Oder: „Die psychische Zeit. Fünf Einflüsse auf die psychische Uhr“: angenehme Erfahrungen, Grad der Dringlichkeit, Grad der Aktivität, Abwechslung, „zeitfreie“ Aufgaben. 
Zitat von Shakespeare aus „Wie es Euch gefällt“: Die Zeit vergeht bei verschiedenen Menschen verschieden schnell. Ich wünsche Euch und uns allen in diesen „anderen Zeiten“ eine gute Zeit und den Freiraum, die Zeitwahrnehmung wieder neu zu entdecken! – Susanne

ANDREW’S HEDGEHOG HOSPITAL: EIN GEDICHT

Nachdem die englischen Rentner Frank und Deborah immer wieder verletzt aufgefundene Igel gesund gepflegt hatten, gründeten sie vor einigen Jahren ein Igel-Krankenhaus.
Ihr Landhaus wurde zum ehrenamtlichen „Andrew’s Hedgehog Hospital“. Es gibt jährlich einen Igel-Halbmarathon zum Fundraising, Team-Mitglieder halten in Schulen Vorträge über Igel (natürlich im Igelkostüm…) und so hat sich das Krankenhaus zu einem Community-Projekt entwickelt.
Es ist von solch einer großen Liebe getragen, dass selbst harte Zyniker butterweich werden.
Anfang 2020 ist Frank mit über 80 Jahren gestorben, und das Team hat ihm ein Gedicht gewidmet. Das ist nicht hochgeistige Sprachkunst, sondern reimt sich halt – manchmal etwas holprig. Aber aus dem Gedicht spricht dieselbe aufrichtige Herzlichkeit, die das ganze Projekt trägt.

Literatur muss nicht „gut“ sein, um gut zu sein:
„His sole purpose in his later life
Was saving hedgehogs from extinction
By caring ways and nursing skills
He did this with distinction.“

Zum vollständigen Gedicht:
https://www.facebook.com/485349368329065/posts/1318824194981574/

– Anja

ULRICH ALEXANDER BOSCHWITZ: DER REISENDE
Ein Werk der jüdischen Exil-Literatur, welches als lange verschollen galt. Der Autor verstarb selber mit nur 27 Jahren in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. In „Der Reisende“ werden aus Sicht des jüdischen Geschäftsmanns Benno Silbermann die Tage nach den Pogromen 1938 beschrieben. Extrem eindringlich wird beschrieben, wie für diesen Menschen, der sich dem Bürgertum zugehörig sah, seine gewohnte Welt Schritt für Schritt nicht mehr existiert, wie brüchig eine Realität in kurzer Zeit werden kann. In Zeiten an denen an Europas Rändern Geflüchtete aufs offene Meer gedrängt werden, ist dieses Buch mehr als lesenswert und beschäftigt lange, lange Zeit. Aufgrund der Intensität wirkt das Buch nach – kein ganz einfacher Stoff, aber definitiv lesenswert. – Benny

HARUKI MURAKAMI: HARD-BOILED WONDERLAND UND DAS ENDE DER WELT

„Hard-Boiled Wonderland“ zählt zu den eher seltener gelesenen Werken Murakamis, was schade ist, denn der gut 500 Seiten starke Roman ist von Anfang bis Ende ein einziges fantastisches, packendes Lesevergnügen. Angesiedelt ist die Handlung in zwei – wie sich im Laufe des Buchs herausstellt – miteinander verbundenen Welten, einer dystopischen Variante Tokyos und einer zeitlosen Stadt im Nirgendwo der Träume. Folgt man in der ersten dem Helden auf einer wilden, wahnwitzigen Jagd nach geheimen Informationen, kämpft der Erzähler im zweiten Handlungsstrang am Ende der Welt angekommen um die Rückkehr ins Leben. Ein Roman, der einen nach wenigen Seiten vergessen lässt, dass es eine Welt außerhalb des Buches gibt. – Matthias

GABRIEL GARCIA MARQUEZ: HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT

Ein Klassiker und eine schöne Geschichte voller Wunder und Melancholie. In diesem Buch findet man alles: Liebe, Verfall, Fortschritt, Natur und diese Einsamkeit, vor der so viele Menschen weglaufen. Ein wunderbarer Text mit viel Magie, der zum Nachdenken über unsere Lebensweise einlädt. – Margo

ROBERT SEETHALER: DAS FELD
Der Roman ist die passende Lektüre in diesen trüben Zeiten, denn er erzählt aus einer Perspektive jenseits des Lebens. Seethaler befasst sich mit der Frage: wenn Tote auf ihr Leben zurückblicken könnten, welche Geschichten würden sie erzählen? Eine wie ich finde sehr spannende Frage. So entsteht ein Geflecht aus unterschiedlichsten Schicksalen, die eines verbindet: Die Menschen die hier zu Wort kommen, lebten alle in der gleichen österreichischen fiktiven Kleinstadt. „Das Feld“ ist ein ganzes Gefüge aus unscheinbaren Schicksalen, um die es leise geblieben wäre, hätte sich der Autor ihrer oft unbedeutsam anmutenden Geschichten nicht angenommen. Die Protagonisten berichten vom Scheitern, oft auch mit sich selbst, von einem vermeintlich bedeutungslosen Dasein. Oft begegnet man traurigen Menschen, unerfüllten Träumen oder auch Geschichten von Menschen, die viel zu jung und völlig unverhofft aus dem Leben gehen mussten. Da stockt einem auch schon mal der Atem. Mich hat der Episoden-Charakter dieses Buchs fasziniert und auch mit welch nüchterner Sprache es Seethaler gelang, so eine packende und beklemmende Stimmung zu erzeugen. Man kommt natürlich nicht umher sich eben diese Frage selbst zu stellen: Was würde ich selbst von meinem Leben erzählen, wenn es plötzlich zu Ende ginge und wie verändert vielleicht auch das tot sein den Blick auf die Welt und alles was man zurücklassen musste? – Natti

GEORGE SAUNDERS: LINCOLN IM BARDO

Dieser experimentelle Roman handelt nicht vom Ende der Welt, sondern von der Trauer eines Vaters (des US-amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln), als sein kleiner Sohn stirbt. Leser reisen zusammen mit den Figuren in die Zwischenwelt des Fegefeuers auf einem Friedhof, des Himmels und der Hölle. Mit Geistern, Dämonen, Engeln, dunklem Humor und viel Liebe zeigt diese Geschichte, wie Empathie und Freundlichkeit uns helfen, Trauer und Schmerz zu überwinden. Dieses Buch gibt mir Hoffnung auf die Güte der Menschen, auch in schwierigen Zeiten wie dem Ende der Welt. – Ashley

HERMANN HESSE: UNTERM RAD
„Unterm Rad“ ist ein schmales Büchlein, welches dieses Jahr bereits seinen 106. Geburtstag feiert und im Werk von Hesse vielleicht häufig neben seinen vielen Klassikern nicht so sehr beachtet wird. Aus meiner Sicht ist es jedoch heute noch brandaktuell, vielleicht sogar aktueller als jemals zuvor. Hesse beschreibt auf nur knapp 170 Seiten eindrucksvoll das Schickals von Hans Giebenrath, einem Jungen aus dem scheinbaren Idyll einer einigermaßen wohlhabenden Familie aus dem Schwarzwald. Verkannt und durch den Vater unterdrückt versucht Hans sich an verschiedenen Ausbildungen, ist innerlich jedoch absolut leer und verzweifelt. Das Buch endet tragisch, verdeutlicht aber mit bestechender Aktualität wie junge Menschen durch ihr Umfeld häufig mit Erwartungen konfrotiert werden, die sie nicht erfüllen wollen und können. Für mich daher ein zeitloser Klassiker, der leider nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. – Benny

CHERYL STRAYED: „WILD – DER GROSSE TRIP“ | ELIZABETH GILBERT: „EAT PRAY LOVE“

Die Geschichte ist bekannt. Frau um die 30 macht sich in einer Lebenskrise auf, sich selbst zu entdecken. Die eine zieht es in die Welt, die andere auf einen großen Trip. So weit, so vorhersehbar. Was mich daran fasziniert, ist die Naivität, mit der die Protagonistinnen in ihr Abenteuer starten. Und natürlich empfinde ich einen gewissen Neid, dass die beiden einfach mal ein Jahr unterwegs sind – gerade jetzt, in Zeiten weltweiter Reisewarnungen und angesagter Urlaube. Für mich also entspannte Lektüre, wenn ich einen Happy Place besuchen möchte. Funktioniert übrigens auch mit den Verfilmungen. – Annett

FJODOR DOSTOJEWSKIS: SCHULD UND SÜHNE

„Schuld und Sühne” ist 1866 erschienen. Es ist bereits geraume Zeit her, dass ich es gelesen habe, doch es zählt trotz vieler weiterer gelesener Bücher zu einem meiner Lieblingsromane. In diesem Klassiker der Weltliteratur geht es um den mittellosen Jurastudenten Rodion Raskolnikow, der zu der Überzeugung gelangt, dass es höhergestellte Menschen gibt, die die normalen Menschen für ihre Zwecke nutzen dürfen. Raskolnikows These gipfelt darin, dass es selbst einen legitimen Mord geben kann, sofern er von den überlegenen Menschen verübt wird, da sie mutmaßlich in der Lage sind, die Menschheit in den Fortschritt zu führen. Das Buch wurde viele Male neu übersetzt und ist deshalb auch unter anderen Namen zu finden. Hilfreich ist das im Buch enthaltene Personenverzeichnis, sodass man hin und wieder nachschlagen kann, wenn einen die komplizierten russischen Namen durcheinander bringen. Ünjoy! – Ralf

… UND EINE WARNUNG

ESTHER & JERRY HICKS: THE LAW OF ATTRACTION | GELD

So, es gibt ja nicht nur Bücher, welche man nicht mehr missen will. Nein! Zuerst: auch dieses Exemplar ist ein Geschenk einer guten Freundin. Es entstammt tatsächlich einer Diskussion über innere Einstellung und Erfolg. Genau darum geht es in diesem Werk. Sende deine Wünsche ans Universum und es wird funktionieren. Tut es das nicht, bist du in deinem Inneren nicht bereit dafür… oder unfähig. Die Vermarktung dieser Denkweise macht mich wütend!
Ich habe es nicht fertig gelesen und bin immer noch Normalverdienerin. – Simone